Zukunftsdiskussion Volksliedwerk
Reflexionen – Ansprüche – Perspektiven
Bericht über die Zukunftsdiskussion des Burgenländischen Volksliedwerks am 24. Mai 2019 im Haus der Volkskultur; 16 Teilnehmer aus den Bereichen Musikschule, Pflichtschule, Volkskulturelle Landesverbände, Kulturabteilung
Einstieg mit vier Impulsreferaten:
- Irene Egger: Dachverband Österreichisches Volksliedwerk
- Sepp Gmasz: Burgenländisches Volksliedwerk – historischer Abriss
- Dagmar Schönfeldinger: BVLW als Dienstleister – aktuelle Projekte
- Werner Schönfeldinger: Personal- und Finanzstruktur
Als Grundlage für die Diskussion legte Obmann Sepp Gmasz die Aufgaben und das Selbstverständnis des BVLW dar:
Wozu Volksmusik?
Volksmusik ist eine eigene Kunstgattung; sie enthält im Keim all das, was sich in der Kunstmusik bis auf das Höchste entfaltet.
- Volksmusik zählt zum kulturellen Erbe einer Region, eines Landes.
- Traditionelle Musik erfüllt bestimmte Funktionen im Lebensalltag (z.B. als Wiegelied, Brauchlied, Wallfahrtslied) wie auch bei Fest und Feier.
- Volksmusik stiftet kulturelle Identitäten.
- Ihre schlichten musikalischen Formen eignen sich vielfältig für den Musikunterricht in allen Altersstufen (Erfahrung der Mehrstimmigkeit, Gruppenmusizieren, Harmonie- und Formenlehre etc.)
- Volksmusik wird verstärkt als Heilmittel für Körper und Seele eingesetzt (siehe die Studien über Demenz- oder Parkinson-Therapien).
Das BVLW – Idee und Auftrag
Das Burgenländische Volksliedwerk versteht sich als Forschungs- und Dienstleistungszentrum für den gesamten Bereich der musikalischen Volkskultur des Burgenlandes. Basis ist die Sammlung des Burgenländischen Volksliedarchivs sowie die Vermittlung regionaler Sing- und Spielpraktiken.
Die Verbindung von wissenschaftlicher Forschung und praktischer Arbeit bestimmt den einzigartigen Status des Burgenländischen Volksliedwerkes innerhalb der volkskulturellen Landesverbände.
Zentrales Anliegen ist es, eine lebendige Brücke zwischen dem reichhaltigen kulturellen Erbe der Vergangenheit und den gegenwärtigen und zukunftsorientierten Ansprüchen einer modernen Informationsgesellschaft zu bilden („Zurückschauen, aber nicht Zurückwenden“).
Das bedeutet einerseits die fachgerechte Dokumentation des Sammelgutes, andererseits dessen Öffnung und Einbindung in gegenwärtige kulturelle Kontexte.
Unser Leitgedanke, frei nach Johann Wolfgang von Goethe:
„Es gibt kein Vergangenes, das man zurücksehnen dürfte, es gibt nur ein ewig Neues, das sich aus den erweiterten Elementen des Vergangenen gestaltet. Die echte Sehnsucht muss produktiv sein, ein neues Besseres zu erschaffen.“
In Zeiten, in denen das Fach Musik immer häufiger aus dem Lehrangebot an Pädagogischen Hochschulen eliminiert wird, kommt dem Volksliedwerk als Vermittler des elementaren Singens und Musizierens in Zukunft eine erhöhte Bedeutung zu.
Konkrete Ergebnisse der Diskussion
(zusammengefasst von Sepp Gmasz und Werner Schönfeldinger)
LEHRGANG FÜR KULTURVERMITTLERINNEN
Zur Umsetzung der Aufgaben des BVLW im Bereich der Volksmusikpflege bedarf es gut ausgebildeter KulturvermittlerInnen. In mehrtägigen Kursen sollen dafür die theoretischen und praktischen Grundlagen gelehrt werden. Im Idealfall soll eine Gruppe von etwa 20 Personen geschaffen werden, die über das ganze Land verstreut auf allen Ebenen der volksmusikalischen Kulturarbeit eingesetzt werden können.
MUSIKSCHULE:
Das BVLW sollte zum jährlichen „Lehrertag“ der Musikschulen eingeladen werden; erwartet wird ein primär praktisches Arbeiten mit volksmusikalischen Mustern.
Auch das Treffen der Schulleiter wäre ein Forum der Aussprache und Zusammenarbeit.
Der Wunsch an die Musikschulen ist die Bildung von Ensembles (Vorbild Niederösterreich), die sich in den jeweiligen Schulorten in das Kulturprogramm integrieren, oder ev. bei Wettbewerben mitmachen könnten (z.B. Österr. Volksmusikwettbewerb in Innsbruck)
SINGEN-SPIELEN-TANZEN
Das BVLW macht den burgenländischen Gemeinden Angebote für ein- oder mehrmalige Veranstaltungen mit lebendiger Volksmusik. Dabei wären besonders ortseigene Überlieferungen in Lied, Tanz und Erzählung zu berücksichtigen.
Diese Veranstaltungen sollen die Identität mit der eigenen und regionalen Kultur stärken.
MUSIKALISCHE FRÜHERZIEHUNG im Babyalltag:
Bestimmte Lieder begleiten bestimmte Handlungen (Wickeln, Baden, Einschlafen), dadurch wird Vertrautheit und Orientierung geschaffen; diese frühesten Lieder bleiben am nachhaltigsten im Gedächtnis.
KOOPERATION MIT BLASMUSIKVERBAND
Intensivierung des Fokus auf traditionelle Volksmusik durch z.B. „Weisenblasen“ als eine der Elementarformen überlieferter Volksmusik. Bei Jungbläserseminaren des BBV soll das Spielen von Volksmusik forciert werden.
WEBSEITE und SOCIAL MEDIA
Bessere Nutzung der modernen Kommunikationsmedien wurde empfohlen. Hier könnten auch die Mitglieder des BBV mit aktuellen Informationen besser betreut werden.
Die Homepage des BVLW könnte ansprechender gestaltet werden.
FELDFORSCHUNG PER HANDY
Als Schüleraktion gedacht; Kinder befragen ihre Großeltern nach Liedern aus ihrer Kindheit und dokumentieren das auf dem eigenen Handy. Im Musikunterricht werden ausgewählte Lieder transkribiert. Könnte auch als (landesweiter) Wettbewerb stattfinden.
Siehe auch:
Helmut Kroboth arbeitet im ArchivAlte Handschriften werden sortiert Besuch der Kulturabteilung der Burgenländischen Landesregierung
Am 22.2.2019 besuchten MitarbeiterInnen der Kulturabteilung das Burgenländische Volksliedwerk Call - Sommerakademie Gmunden
Die Sommerakademie des Österreichischen Volksliedwerks findet vom 21.-24. August 2019 in Gmunden statt. Die 37. Burgenländische Musikantenwoche in der Burg Lockenhaus
"Mit allen Sinnen" in der Volksschule Stadtschlaining